Fleetwood Mac – Tusk

Meine Geschichte zum Album
Wenn über Fleetwood Mac in meiner Vinylothek schreiben, dann muß es das Album Rumours sein. Don’t Stop wie auch The Chain waren die damaligen Kracher für mich. Erst später realisierte ich, dass Christine McVie den Titel Don’t Stop komponiert hat. Ausgerechnet mit ihr komme ich bei Fleetwood Mac am wenigsten klar und überspringe Titel, die sie eingesungen hat. Ich weiß, in einer hypersensiblen Zeit ist diese Aussage megagemein und ich gehöre geshitstormt.

Wenn also nicht Rumours, dann doch das Tango in the Night-Album. Big Love, Seven Wonders und Little Lies, auch wenn Christine McVie den Titel performt, wie man heute das Liedsingen nennt. Nehme ich aus dem Album allerdings Caroline oder You and I, Part II, dann baut sich in mir eine musikalische Brücke zum Album Tusk. Ihr folge ich in meiner kleiner Besprechung.

Gefühlt ist Tusk für mich ein totgeschwiegenes Album, dabei überrascht es mit viel musikalischen Freigeist. Man beachte, dass das Album 1979 veröffentlicht wurde. Und: In Tusk ist selbst Christine McVie in ihrem Over & Over ein Genuss für mich. Den Strauss machen Sara, Not That Funny, Honey Hi und das titelgebende Tusk rund.

Ich würde Tusk auf das höchste Treppchen der Fleetwood Mac Alben aus der Ära Buckingham heben wollen. Olympischer Gedanke hin oder her, Mut muss belohnt werden. Dass dieser Gedanke nicht ganz unbegründet zu sein scheint, ist die Einstufung des Albums in Apple Musik als richtungsweisend.

Kurzrezension
Nach dem Megaerfolg von Rumours wagt Fleetwood Mac mit Tusk einen radikalen Schritt. Statt auf die bewährte Formel Pop zu setzen, präsentiert die Band ein experimentelles Doppelalbum, das noch heute zu polarisieren scheint. Insbesondere Gitarrist Lindsey Buckingham trieb das Album in eine unkonventionelle Richtung aus Lo-Fi, ungewöhnlichen Songstrukturen und Punkelementen. Stevie Nicks und Christine McVie liefern als Gegenpol gefühlvolle Balladen wie Sara oder Storms. Der Leuchtturm des Mutes ist der Titeltrack Tusk selbst, aufgenommen mit den Bläsern der USC-Marching-Band, seinen verbindenden Rhythmen bis hin zum euphorisierendem Hoch im Wirgefühl der Gemeinschaft. Tusk ist, im Vergleich zum Vorgängeralbum Rumours, kein leicht zugängliches Album. Doch gerade die musikalischen Widersprüche machen es so faszinierend, denn es zeigt eine Band ohne kommerziellen Druck einer kreativen Vision folgend.

Autor: Makkerrony

Während Makkerony durch das Leben wandelt, hört er gerne Musik. Unterwegs digital, in seinem Betonpalast analog von Schallplatte. Makkerrony schreibt in der Plattenstube über die Musik, die er hört und auf Vinyl im Regal zu stehen hat. Im Interweb ist Makkerrony auch als Lichtbildprophet unterwegs, auch hier analog mit Filmkamera und Pinsel.