Manöverkritik – Die Last der teuren Fehlbarkeit

Zu DDR-Zeiten kostete eine schwarze Scheibe Vinyl 16 Mark und 10 Pfenning. Der Westen ist frei und die Preise für eine Schallplatte auch. So kann heute eine einzelne Scheibe Vinyl an die 30 Euro und mehr kosten. Das wären mindestens 60 D-Mark oder an die 960 Mark der DDR. Das sind stolze Preise, auch wenn mein Vergleich gewaltig hinkt.

Fakt ist: Der Kauf einer neuen Scheibe Vinyl hat etwas Elitäres an sich und ist mehr als eine reine Vertrauenssache. Vinyl ist ein Statement und das muss mitbezahlt werden. Allein auf 180 Gramm, remastered und die nunmehr auf zwei schwarze Scheiben verteilten Titel mag ich mich mittlerweile nicht mehr verlassen. Denn wenn ich mir anschaue, wie dreckig frisch gepresste Schallplatten heute aussehen können und mit welch sichtbaren Schäden teilweise Vinyl verkauft wird, stimmt etwas Grundsätzliches nicht.

Mag sein, dass Neuauflagen und neue Veröffentlichungen die Produktionskapazitäten der Schallplattenpressen voll ausschöpfen. Deshalb auf Qualitätssicherung zu verzichten, Scheiben mit deutlich sichtbaren Schäden einzutüten und dann noch teuer an den Schallplattenliebhaber zu verticken, geht gar nicht. Fehler können und müssen passieren, sonst kann man es ja zukünftig nicht besser machen. Derart schlecht abzuliefern, dass die Schallplatte am Anfang nicht abspielbar ist, darf nicht passieren. Es sei denn, bei der Endkontrolle vor dem Verpacken werden Mitarbeiter mit Seh- und Tastbeeinträchtigung beschäftigt.

Beschädigung Melody A. M. neu

Fehlerhafte 2. Langspielplatte – Röyksopp Melody A.M. 20th Anniversary Edition

Autor: Makkerrony

Während Makkerony durch das Leben wandelt, hört er gerne Musik. Unterwegs digital, in seinem Betonpalast analog von Schallplatte. Makkerrony schreibt in der Plattenstube über die Musik, die er hört und auf Vinyl im Regal zu stehen hat. Im Interweb ist Makkerrony auch als Lichtbildprophet unterwegs, auch hier analog mit Filmkamera und Pinsel.