Meine Geschichte zum Album
Ich kann mir nicht vorstellen, dass The Art of Noise eine musizierende Gruppe Menschen darstellt, die gemeinsam auf der Bühne steht und Musik für ihre Zuhörerschaft wiedergibt. Es muss diesen Moment dennoch gegeben haben, denn er ist festgehalten auf dem Langspieler Noise in the City, Untertitel Live in Tokyo, 1986.
Zugegeben, meine Erwartungshaltung war mit dem Kauf der schwarzen Scheibe nicht sonderlich so groß. Ich sehe The Art of Noise als ein Projekt und nicht als eine stadienfüllende Festivalband. Wenn, dann eher als ein Überraschungsgast in netter Clubatmosphäre und ein paar andere Musiker greifen mit in die Tasten oder zupfen die Saiten. Ich meine vor Jahrzehnten im Fernsehen einen Mitschnitt vom Musikfestival in Montreux gesehen zu haben, wo nicht erkennbare Wesen vom Silberling The FON Mixes den Titel Instruments Of Darkness (All Of Us Are One People) zum Besten gaben. Der Moment war auch meine erste Begegnung mit The Prodigy, denn Instruments Of Darkness (All Of Us Are One People) enthält den Subtitel The Prodigy Mix.
Im Zusammenhang mit der Fernsehaufzeichnung hatte sich der Moderator damals dahingehend geäußert, das The Art of Noise keine richtige Band ist. Damals noch unwissend, hat die Aussage meine Denke wohl bis heute beeinflußt, was meine Zuneigung zur Musik von The Art of Noise keinen Abbruch tat. Wenn man weiß, dass Trevor Horn anfänglich seine Finger im Spiel hat und sich dann die Liste der Musiker der Studioalben anschaut, tut sich die eine oder andere Querverbindung auf. Wenigstens waren beim aufgezeichneten Livekonzert die Musikarbeiter Anne Dudley, Gary Langan und J.J. Jeczalik dabei, für mich eine nicht unwichtige Tatsache.
Kurzrezension
Noise in the City ist ein nostalgisches Livedokument der britischen Avantgarde-Gruppe The Art of Noise, das am 8. August 1986 in Tokio aufgenommen wurde. Die Veröffentlichung erfolgte erst 2021. Die Aufnahme liefert den Beweis, wie das Trio Anne Dudley, Gary Langan und J.J. Jeczalik den samplebasierten Kompositionen Lebendigkeit einhaucht und in beachtlicher Weise auf die Bühne bringt. Besonders beeindruckend ist, wie wenig auf vorprogrammierte Sequenzen zurückgegriffen wird: Die Fairlight-Synthesizer werden live gespielt, Stücke wie Paranoimia, Legs und Moments in Love klingen authentisch und gut improvisiert. Zusätzliche Musiker und der Backgroundgesang der The Noisettes verleihen dem Sound Tiefe und eine beinahe theatralische Qualität, ersetzt der Gesang Instrumentalparts. Noise in the City ist kein steriles Live-Album, es ist ein echtes Zeitdokument und der Beweis, wie visionär und musikalisch vielseitig The Art of Noise war.